Seifenserie "Historische Seifen" Seife Nr. 3 Kokosnussöl Seife 1830 (D)
Verfasst: Sa 16. Sep 2017, 08:42
Hallo ihr Lieben - die Zeitreise geht weiter
"What Soap is for the Body, tears are for the soul" (jüdisches Sprichwort). Auf der heutigen Zeitreise machen wir von England aus einen kleinen Abstecher nach Schottland, um dann sogleich ein Schiff zu besteigen und in Hamburg anzulegen. So geschehen 1820 als ein junger Seifensieder der Insel für immer den Rücken zugekehrt hat, weil ihm die dortigen Steuern zu hoch waren. Im Hafen von Hamburg angekommen, war er angetan vom bunten Treiben im Handelshafen und hat beschlossen, dass er hier sein Glück finden wird. Aus Übersee kamen in diesem bedeutenden Wirtschaftszentrum nämlich allerlei interessante Rohstoffe für die Seifensiederei an. Der pfiffige Seifensieder hiess John Sharp Douglas und der aufmerksame Leser ahnt, was jetzt kommt. Nur gerade ein Jahr später gründete er an der Carolinenstraße 3 die erste Seifenfabrik Hamburgs. Nicht nur war er ein geschickter Verkäufer mit gutem Marketing - er verstand auch viel von seinem Handwerk und 1830 gelang ihm der Durchbruch: Mit Kokosnussöl und Soda verkürzte er Verseifungsprozess dramatisch und reduzierte diesen auf wenige Stunden. Das tagelange Kochen der Lauge entfiel. Das hatte Auswirkungen auf die Kosten der Seife und so wurde die Toilettenseife beinahe für jedermann erschwinglich. Seine Seifen wurden ihm aus der Hand gerissen, denn er war auch ein geschickter Parfümeur. Drei seiner Seifen wurden richtig berühmt: Die Kokosnussöl Soda Seife, die chinesische Himmelsseife und die egyptische Toilette Seife. Leider konnte ich die Rezepturen zu den beiden letzten Seifen nicht ausfindig machen. An der Weltausstellung 1851 in London wurde die Himmelsseife prämiert und die Manufaktur international bekannt. Er verstarb früh im Jahre 1847 und seine Söhne führten die Manufaktur unter dem Namen J.S. Douglas Söhne weiter. Zwei deutsche Frauen Maria und Anna Carstens gründeten als Franchisenehmer dann 1910 die erste Douglas Filiale in Hamburg. Wie sich das Unternehmen fortan weiterentwickelt hat, kann hier nachgelesen werden. Zum 100jährigen Jubiläum von Douglas gab es ein Revival dieser Kokosnussöl Sodaseife und das waren die Inhaltsstoffe 100 Jahre später. Auch die Welt N24 hat darüber geschrieben mit dem Bericht "Von einer Lauge zum Schönheitsimperium".
Weitere interessante Quellen:
- The University of Glasgow
Meine etwas sehr freie herangehensweise hat folgendes Resultat gebracht:
[ externes Bild ]
Ich habe hier im Kaltverfahren 100% Bio Kokosnussöl verseift. Zum damaligen Duft der Douglas Seife konnte ich auch nach stundenlangem Suchen nichts ausfindig machen. Damals gab es aber auch schon künstliche Riechstoffe - so der Begriff wie er damals verwendet wurde. Daher hab ich beschlossen hier einen solchen künstlichen Riechstoff zu wählen. Vielleicht hat er es ja auch getan? Ich selber habe für diese Seife eine Unterlaugung von 20% gewählt. Sie war binnen 2 Stunden fest und wenig später noch warm geschnitten und gestempelt.
Im Buch "Der Seifensieder" von Hermann Fischer aus dem Jahre 1904 sind ingesamt 5 Verfahren beschrieben, wie die Kokosnussöl Soda Seife hergestellt worden ist. Bezeichnend für alle Verfahren und für diese Zeit: aus nur gerade 100kg Öl wurden abhängig vom Verfahren bis zu 1000kg Seife hergestellt. Die im Buch vorgeschlagene Beduftung für Kokosnussöl Sodaseife war: Kümmelöl, Lavendelöl und Thymianöl.
Auch wenn diese hier meine gezeigte Kokosnussöl Seife wahrscheinlich sehr wenig mit der damaligen zu tun gehabt hat, fand ich diese Geschichte über den jungen mutigen Schotten (oder Iren - den da ist man sich nicht so sicher) erzählenswert.
Da ich auch immer wieder gefragt werde, mit was ich diese "historischen" Seife stemple, ist hier noch der passende Link dazu.
Auf meiner kleinen Europatour der historischen Seifen werde ich Frankreich auslassen. Die einzige berühmte Seife, welche ich gefunden habe, war die Savon de Marseille - und darüber wurde schon viel berichtet. In Italien bereitet mir bei den Recherechen die Sprache Mühe, da ich leider kein italienisch kann. Für die südlichen Ländern kann man aber zusammenfassend sagen, sie haben vorallem pflanzliche Toilettenseifen hergestellt. In Österreich traf ich vorallem auf sehr berühmte Putzseifen (man möge mir weiterhelfen, falls ich eine wichtige Toilettenseife übersehen habe). Mein letzter Halt auf dieser Reise mit den historischen Seifen wird die Schweiz sein. Insbesondere in der Schweiz war die Suche nach Toilettenseifen sehr schwierig. Zumeist wurden Putzseifen hergestellt. Nach langem Suchen habe ich dennoch eine interessante Toilettenseife gefunden und während des Suchens viel über die Seifensiederei in der Schweiz erfahren.
"What Soap is for the Body, tears are for the soul" (jüdisches Sprichwort). Auf der heutigen Zeitreise machen wir von England aus einen kleinen Abstecher nach Schottland, um dann sogleich ein Schiff zu besteigen und in Hamburg anzulegen. So geschehen 1820 als ein junger Seifensieder der Insel für immer den Rücken zugekehrt hat, weil ihm die dortigen Steuern zu hoch waren. Im Hafen von Hamburg angekommen, war er angetan vom bunten Treiben im Handelshafen und hat beschlossen, dass er hier sein Glück finden wird. Aus Übersee kamen in diesem bedeutenden Wirtschaftszentrum nämlich allerlei interessante Rohstoffe für die Seifensiederei an. Der pfiffige Seifensieder hiess John Sharp Douglas und der aufmerksame Leser ahnt, was jetzt kommt. Nur gerade ein Jahr später gründete er an der Carolinenstraße 3 die erste Seifenfabrik Hamburgs. Nicht nur war er ein geschickter Verkäufer mit gutem Marketing - er verstand auch viel von seinem Handwerk und 1830 gelang ihm der Durchbruch: Mit Kokosnussöl und Soda verkürzte er Verseifungsprozess dramatisch und reduzierte diesen auf wenige Stunden. Das tagelange Kochen der Lauge entfiel. Das hatte Auswirkungen auf die Kosten der Seife und so wurde die Toilettenseife beinahe für jedermann erschwinglich. Seine Seifen wurden ihm aus der Hand gerissen, denn er war auch ein geschickter Parfümeur. Drei seiner Seifen wurden richtig berühmt: Die Kokosnussöl Soda Seife, die chinesische Himmelsseife und die egyptische Toilette Seife. Leider konnte ich die Rezepturen zu den beiden letzten Seifen nicht ausfindig machen. An der Weltausstellung 1851 in London wurde die Himmelsseife prämiert und die Manufaktur international bekannt. Er verstarb früh im Jahre 1847 und seine Söhne führten die Manufaktur unter dem Namen J.S. Douglas Söhne weiter. Zwei deutsche Frauen Maria und Anna Carstens gründeten als Franchisenehmer dann 1910 die erste Douglas Filiale in Hamburg. Wie sich das Unternehmen fortan weiterentwickelt hat, kann hier nachgelesen werden. Zum 100jährigen Jubiläum von Douglas gab es ein Revival dieser Kokosnussöl Sodaseife und das waren die Inhaltsstoffe 100 Jahre später. Auch die Welt N24 hat darüber geschrieben mit dem Bericht "Von einer Lauge zum Schönheitsimperium".
Weitere interessante Quellen:
- The University of Glasgow
Meine etwas sehr freie herangehensweise hat folgendes Resultat gebracht:
[ externes Bild ]
Ich habe hier im Kaltverfahren 100% Bio Kokosnussöl verseift. Zum damaligen Duft der Douglas Seife konnte ich auch nach stundenlangem Suchen nichts ausfindig machen. Damals gab es aber auch schon künstliche Riechstoffe - so der Begriff wie er damals verwendet wurde. Daher hab ich beschlossen hier einen solchen künstlichen Riechstoff zu wählen. Vielleicht hat er es ja auch getan? Ich selber habe für diese Seife eine Unterlaugung von 20% gewählt. Sie war binnen 2 Stunden fest und wenig später noch warm geschnitten und gestempelt.
Im Buch "Der Seifensieder" von Hermann Fischer aus dem Jahre 1904 sind ingesamt 5 Verfahren beschrieben, wie die Kokosnussöl Soda Seife hergestellt worden ist. Bezeichnend für alle Verfahren und für diese Zeit: aus nur gerade 100kg Öl wurden abhängig vom Verfahren bis zu 1000kg Seife hergestellt. Die im Buch vorgeschlagene Beduftung für Kokosnussöl Sodaseife war: Kümmelöl, Lavendelöl und Thymianöl.
Auch wenn diese hier meine gezeigte Kokosnussöl Seife wahrscheinlich sehr wenig mit der damaligen zu tun gehabt hat, fand ich diese Geschichte über den jungen mutigen Schotten (oder Iren - den da ist man sich nicht so sicher) erzählenswert.
Da ich auch immer wieder gefragt werde, mit was ich diese "historischen" Seife stemple, ist hier noch der passende Link dazu.
Auf meiner kleinen Europatour der historischen Seifen werde ich Frankreich auslassen. Die einzige berühmte Seife, welche ich gefunden habe, war die Savon de Marseille - und darüber wurde schon viel berichtet. In Italien bereitet mir bei den Recherechen die Sprache Mühe, da ich leider kein italienisch kann. Für die südlichen Ländern kann man aber zusammenfassend sagen, sie haben vorallem pflanzliche Toilettenseifen hergestellt. In Österreich traf ich vorallem auf sehr berühmte Putzseifen (man möge mir weiterhelfen, falls ich eine wichtige Toilettenseife übersehen habe). Mein letzter Halt auf dieser Reise mit den historischen Seifen wird die Schweiz sein. Insbesondere in der Schweiz war die Suche nach Toilettenseifen sehr schwierig. Zumeist wurden Putzseifen hergestellt. Nach langem Suchen habe ich dennoch eine interessante Toilettenseife gefunden und während des Suchens viel über die Seifensiederei in der Schweiz erfahren.